Besuch auf der Wedding-Messe
Wie es sich für eine anständige Trauzeugin gehört, habe ich meiner Braut natürlich einen Besuch auf der Hochzeitsmesse vorgeschlagen. “Geh auf eine Messe” haben sie gesagt, “das wird lustig haben” sie gesagt… ja ne ist klar. In den kommenden Zeilen kann ich euch schildern, wie mein Eindruck dieser besagten Messe war.
Alles begann an einem Sonntagmorgen. Meine Braut und ich haben uns am Bahnhof getroffen, da wir nicht mit dem Auto nach Frankfurt fahren wollten. Es war ein sonniger und doch unfassbar kalter Januar-Morgen. so standen wir gut gelaunt und hoch motiviert am Bahnhof. Während wir uns ausmalten, wie unser Besuch sich dort gestalten könnte – Durchsage der Deutsche Bahn: Zug fällt aus, da unsere Haltestelle die Endhaltestelle ist. Rumms, da kam die Realität aber direkt um die Ecke und nahm uns die anfängliche gute Laune. Was tun? Wir sind direkt ins Auto eingestiegen um zu mir nach Haue zu fahren. Dort haben wir das Auto stehen gelassen und mein armer Freund musste zwei völlig aufgeregte Hühner dringend zu einer Hochzeitsmesse fahren.
Zwei Dosenprosecco später (auf nüchternen Magen wohlgemerkt) kamen wir auch schon an der Frankfurter Messe an. Sichtlich erheitert sprangen wir schnell aus dem Auto (ein flüchtiger Kuss für den Chauffeur war auch noch drin) um schnell der Kälte zu entfliehen. Drin angekommen, ging der Wahnsinn auch schon los. Wir waren noch nicht mal am Ticketschalter angekommen, da wurden wir schon angesprochen, ob wir nicht bei “Zwischen Tüll und Tränen” mitmachen wollen, oder ob wir nicht auf der Suche nach Tauben für die Hochzeit sind. Mal abgesehen davon, dass die Braut mir schon vor einigen Wochen mitteilte, wie schrecklich sie Tauben findet und sie das unter gar keinen Umständen auf ihrer Hochzeit haben möchte, muss ich sagen, dass ich das auch ganz furchtbar finde und das in meinen Augen Tierquälerei ist.
So begann der Tag ja schon perfekt! Noch nicht drin und schon will einem jeder was aufschwatzen, so etwas mag ich ja gar nicht! Nachdem wir nun alle Wegelagerer erfolgreich abgehängt hatten, durften wir nun endlich die Messehalle betreten. Es war bunter Trubel rundherum und doch für die recht frühe Uhrzeit gut gefüllt. Wir waren zu Anfang etwas überfordert, denn je weiter wir zu den Ständen gingen, desto höher wurde auch die Quote angesprochen zu werden. Nach und nach kam in mir das Gefühl auf, niemand ist wirklich an uns als Person interessiert, jeder will einem nur was aufschwatzen. (Da kam mir wieder der Satz meines Freundes in den Kopf: “Es gibt 3 Industrien, mit denen man sehr viel Geld verdienen kann: das ist einmal die Kinderindustrie, die Homöopathie und die Hochzeitsindustrie.” Jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat. Jeder will ein Stück vom (Hochzeits-)Kuchen
Das war letztenendes kein schönes Gefühl, wenn man bedenkt, dass es doch um die schönste Sache der Welt geht – zwei Menschen entscheiden sich dafür, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. Nun gut, wir habe versucht uns ein wenig locker zu machen (ihr erinnert euch noch an den Prosecco) und so steuerten wir schnurstracks auf einen Stand mit Brautmoden zu. Dort angekommen sind wir sehr herzlich begrüßt worden. Die Inhaberin des Brautmodengeschäfts war so ganz anders, als alle, die uns bisher an diesem Tag begegnet sind. Wir haben letztenendes 30 Minuten an diesem Stand verbracht, da sie wirklich unfassbar herzlich und echt war. Nachdem wir genügend Infomaterial eingesammelt hatten, zogen wir weiter. An jedem Stand, der uns interessierte, schnappten wir uns einfach noch ein paar Pospekte, damit wir nicht in große Gespräche verwickelt werden konnten.
Letztendlich waren wir zwei Stunden auf der Messe und haben uns erst einmal einen Überblick verschafft, was man alles auf seine Checkliste schreiben sollte und was man für eine “perfekte” Hochzeit benötigt. Aber sind wir mal ehrlich, so lange man den “perfekten” Mann hat, ist der Rest doch eigentlich ziemlich unwichtig, oder ?